Selbstführung als Zukunftskraft – Gemeinsam gegen die Versuchung der schnellen Belohnung
Steffen Höllein, Juli 2025 in Vorbereitung zur MINT-Heldinnen-Arena.
Inhalt
Social Media und digitale Angebote machen es heute besonders leicht, sich jederzeit eine schnelle Belohnung zu holen.
Für viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene gehört ein ständige Hin und Her zwischen Lernen, Spielen und kurzen Erfolgsmomenten zum Alltag.
Wenn Belohnungen immer sofort verfügbar sind, wird es oft schwieriger, sich auf größere Ziele zu konzentrieren oder geduldig an einer Sache dranzubleiben. Die Versuchung, sich ablenken zu lassen, ist groß.
Gerade deshalb wird Selbststeuerung zu einer wichtigen Zukunftskraft. Sie hilft uns, eigene Entscheidungen zu treffen, Prioritäten zu setzen und nicht jedem Impuls sofort nachzugeben. Wie gelingt es, in einer Welt voller Sofort-Belohnungen den eigenen Kurs zu halten? Welche kleinen Schritte können dabei helfen, die Freude am Warten und am Dranbleiben wiederzuentdecken? Gemeinsam wollen wir herausfinden, wie Selbststeuerung im Alltag wachsen kann – und warum sie uns stark für die Zukunft macht.
Selbstführung: die Fähigkeit, sich selbst bewusst zu steuern, reflektiert zu handeln und sich selbst gut zu regulieren – emotional, gedanklich und praktisch.
Belohnungsaufschub durch Selbstführung – das Erfolgsrezept für MINT
- Belohnungsaufschub reflektieren Die bewusste Entscheidung, auf unmittelbare Belohnungen zu verzichten, fördert die Fähigkeit, langfristige Ziele im Blick zu behalten – eine zentrale Kompetenz für nachhaltigen Lernerfolg.
- Impulskontrolle stärken Das Steuern spontaner Reaktionen ermöglicht es, Prioritäten zu setzen und sich nicht von kurzfristigen Ablenkungen leiten zu lassen.
- Selbstregulation entwickeln Das gezielte Lenken eigener Gedanken, Emotionen und Handlungen unterstützt dabei, auch in herausfordernden Situationen handlungsfähig und zielorientiert zu bleiben.
- Exekutive Funktionen nutzen Planungsfähigkeit, Arbeitsgedächtnis und kognitive Flexibilität sind essenziell, um komplexe Aufgaben im MINT-Bereich strukturiert und lösungsorientiert anzugehen.
- Motivation differenzieren Die bewusste Auseinandersetzung mit extrinsischer und intrinsischer Motivation hilft, nachhaltige Lernprozesse zu gestalten und die eigene Begeisterung für MINT-Themen zu fördern.
- Frustrationstoleranz aufbauen Die Fähigkeit, Rückschläge und Wartezeiten auszuhalten, ist eine wichtige Grundlage für Ausdauer und Resilienz im Lernprozess.
- Selbstdisziplin kultivieren Durchhaltevermögen und konsequentes Arbeiten an eigenen Zielen tragen wesentlich dazu bei, auch anspruchsvolle Projekte erfolgreich umzusetzen.
- Willenskraft einsetzen Selbst in Phasen der Erschöpfung oder bei auftretenden Versuchungen ermöglicht Willenskraft das konsequente Verfolgen gesetzter Ziele.
- Zielorientierung verfolgen Klare Zielsetzungen und eine strukturierte Herangehensweise erleichtern es, den eigenen Fortschritt zu steuern und Erfolge messbar zu machen.
- Lernfreude und Neugier bewahren Die Offenheit für neue Fragestellungen und die Freude am Entdecken sind zentrale Motoren für Innovation und kontinuierliche Weiterentwicklung im MINT-Bereich.
Selbstführung: die Fähigkeit, sich selbst bewusst zu steuern, reflektiert zu handeln und sich selbst gut zu regulieren – emotional, gedanklich und praktisch.
Wie Kinder und Jugendliche Selbstführung und Belohnungsaufschub spielerisch üben können
- Belohnungsaufschub reflektieren Die bewusste Entscheidung, auf unmittelbare Belohnungen zu verzichten, fördert die Fähigkeit, langfristige Ziele im Blick zu behalten – eine zentrale Kompetenz für nachhaltigen Lernerfolg.
- Impulskontrolle stärken Das Steuern spontaner Reaktionen ermöglicht es, Prioritäten zu setzen und sich nicht von kurzfristigen Ablenkungen leiten zu lassen.
- Selbstregulation entwickeln Das gezielte Lenken eigener Gedanken, Emotionen und Handlungen unterstützt dabei, auch in herausfordernden Situationen handlungsfähig und zielorientiert zu bleiben.
- Exekutive Funktionen nutzen Planungsfähigkeit, Arbeitsgedächtnis und kognitive Flexibilität sind essenziell, um komplexe Aufgaben im MINT-Bereich strukturiert und lösungsorientiert anzugehen.
- Motivation differenzieren Die bewusste Auseinandersetzung mit extrinsischer und intrinsischer Motivation hilft, nachhaltige Lernprozesse zu gestalten und die eigene Begeisterung für MINT-Themen zu fördern.
- Frustrationstoleranz aufbauen Die Fähigkeit, Rückschläge und Wartezeiten auszuhalten, ist eine wichtige Grundlage für Ausdauer und Resilienz im Lernprozess.
- Selbstdisziplin kultivieren Durchhaltevermögen und konsequentes Arbeiten an eigenen Zielen tragen wesentlich dazu bei, auch anspruchsvolle Projekte erfolgreich umzusetzen.
- Willenskraft einsetzen Selbst in Phasen der Erschöpfung oder bei auftretenden Versuchungen ermöglicht Willenskraft das konsequente Verfolgen gesetzter Ziele.
- Zielorientierung verfolgen Klare Zielsetzungen und eine strukturierte Herangehensweise erleichtern es, den eigenen Fortschritt zu steuern und Erfolge messbar zu machen.
- Lernfreude und Neugier bewahren Die Offenheit für neue Fragestellungen und die Freude am Entdecken sind zentrale Motoren für Innovation und kontinuierliche Weiterentwicklung im MINT-Bereich.
Nicht angeboren, nicht vorbestimmt
Selbstführung ist keine angeborene Eigenschaft, sondern eine Fähigkeit, die mit jeder bewussten Entscheidung wächst. Indem wir uns immer wieder auf das konzentrieren, was uns wirklich wichtig ist, und uns nicht von schnellen Belohnungen ablenken lassen, gestalten wir unseren Weg aktiv mit. Gemeinsam können wir eine Kultur schaffen, in der Geduld, Neugier und Eigeninitiative ihren Platz haben – für mehr Freude am Entdecken, mehr Erfolg in MINT und ein starkes Miteinander. Die ersten Schritte sind gemacht. Jetzt liegt es an uns allen, dranzubleiben und die Zukunft mitzugestalten.
Wer noch tiefer einsteigen möchte, findet ein anregendes Video von Professor Eric Vanman (University of Queensland), das das berühmte Stanford-Marshmallow-Experiment aus einer neuen Perspektive beleuchtet und zeigt, warum es sich lohnt, genauer hinzuschauen: https://youtu.be/-aWnx8mVugM?si=CqSkJHdz_8jHVkX9
Aus den Augen, aus den Sinn: Situation Modification
Nicht Willenskraft, sondern Umgebungsgestaltung schützt vor Ablenkung.
Durch eine Situationsveränderung – etwa das Weglegen des Smartphones – können problematische Reize von vornherein reduziert werden.
Das Modell “ Situation Modification“ von James Gross ist eines der einflussreichsten Konzepte zur Emotionsregulation in der modernen Psychologie. Es erklärt, wie Menschen ihre Emotionen bewusst oder unbewusst regulieren – und an welchen Stellen im emotionalen Prozess das geschieht.
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Handy in den Rucksack oder Schrank legen beim Lernen
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Bildschirm nach unten drehen oder ganz ausschalten
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Push-Benachrichtigungen deaktivieren
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Apps deinstallieren, die dich besonders triggern
Was passiert dadurch?
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Weniger kognitive Belastung durch Versuchung
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Mehr Fokus auf die eigentliche Aufgabe
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Geringere Wahrscheinlichkeit für impulsives Verhalten
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Höhere Selbstwirksamkeit („Ich kann Einfluss auf mein Umfeld nehmen“)
1. Situationsauswahl (Situation Selection)
Ich wähle bewusst, in welche Situation ich gehe – oder nicht.
Beispiel: Ich gehe nicht auf die Party, weil ich weiß, dass ich mich dort unwohl fühle.
2. Situationsveränderung (Situation Modification)
Ich verändere die Situation aktiv, um Emotionen zu beeinflussen.
Beispiel: Ich lege mein Smartphone weg, um nicht abgelenkt oder gestresst zu werden.
3. Aufmerksamkeitslenkung (Attentional Deployment)
Ich lenke meine Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspekte der Situation.
Beispiel: Ich fokussiere mich beim Zahnarzt auf meine Atmung statt auf das Geräusch.
4. Kognitive Neubewertung (Cognitive Reappraisal)
Ich deute die Situation neu, um sie weniger belastend zu erleben.
Beispiel: Die Kritik war nicht böse gemeint, sondern konstruktiv.
5. Reaktionsmodulation (Response Modulation)
Ich verändere meine emotionale Reaktion, nachdem sie aufgetreten ist.
Beispiel: Ich atme tief durch, um meine Wut zu dämpfen.
Die Entwicklung des Neokortex – Warum Impulskontrolle bei Jugendlichen eine besondere Herausforderung ist
Die Fähigkeit zur Impulskontrolle ist eng mit der Entwicklung des Neokortex verbunden, insbesondere mit dem präfrontalen Kortex, der für Planung, Reflexion und das Abwägen von Handlungsalternativen zuständig ist. Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass dieser Bereich des Gehirns erst im jungen Erwachsenenalter vollständig ausgereift ist.
Für Jugendliche bedeutet das, dass die neuronalen Netzwerke, die für Selbstregulation und vorausschauendes Handeln verantwortlich sind, sich noch im Aufbau befinden. In dieser Entwicklungsphase ist es daher biologisch bedingt schwieriger, impulsive Reaktionen zu hemmen, langfristige Ziele im Blick zu behalten und Versuchungen zu widerstehen.
Diese Erkenntnis unterstreicht, wie wichtig es ist, Jugendliche in ihrer Entwicklung zu begleiten und ihnen Raum für Übung und Erfahrung zu geben. Unterstützende Strukturen, verständnisvolle Begleitung und gezielte Förderung von Selbststeuerung können dazu beitragen, die Reifung des Neokortex und damit die Fähigkeit zur Impulskontrolle nachhaltig zu stärken.
Quellen, Hintergründe, Studien
MRT-Studien (Magnetresonanztomographie) zeigen, dass der präfrontale Kortex, zuständig für Selbstkontrolle, erst bis Mitte 20 ausgereift ist – das erklärt typische Jugendimpulsivität, Risikoverhalten und emotionales Auf und Ab.
Dual systems model
https://en.wikipedia.org/wiki/Dual_systems_model
Adolescent development of the reward system
https://www.frontiersin.org/journals/human-neuroscience/articles/10.3389/neuro.09.006.2010/full
Dopamine Modulation of Prefrontal Cortical Interneurons Changes during Adolescence
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC2204087/
Reappraising the role of dopamine in adolescent risk-taking behavior
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0149763423000544
Adolescent impulsivity as a sex- and subtype-dependent predictor of impulsivity, alcohol drinking, and dopamine D2 receptor expression in adult rats
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC5988863/
Early Social Experience Is Critical for the Development of Cognitive Control and Dopamine Modulation of Prefrontal Cortex Function
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3682143/
The role of dopamine and endocannabinoid systems in prefrontal cortex development: Adolescence as a critical period
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9663658
Internet addiction alters brain chemistry in young people, study finds
https://www.theguardian.com/technology/article/2024/jun/04/internet-addiction-alters-brain-chemistry-in-young-people-study-finds